Briten wollen Mensch-Tier-Embryos zulassen
Ein positives Votum gilt als wahrscheinlich: Morgen urteilt eine britische Behörde, ob Forscher menschliches Erbgut in Eizellen von Tieren einschleusen dürfen. Damit lebt der Ethik-Streit um hybride Stammzellen und Chimären wieder auf.
Darf der Wissenschaftler alles tun, wozu er in der Lage ist? Diese Frage ist fast so alt, wie die Forschung selbst - und sie hat in den vergangenen Monaten auch die britische Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) beschäftigt, die über künstliche Befruchtung und Embryonenforschung auf der Insel wacht.
Menschliche embryonale Stammzellen: Neue Quelle dank tierischer Eizellen?
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Menschliche embryonale Stammzellen: Neue Quelle dank tierischer Eizellen?
Am morgigen Mittwoch nun will die HFEA verkünden, ob Wissenschaftler in Großbritannien künftig menschliche DNA in tierische Zellen einfügen dürfen oder nicht. Das Votum der Behörde könnte Gewicht haben, wenn einige Monate später eine Kommission endgültig über die Mensch-Tier-Stammzellen entscheidet.
Zwei Forschungsinstitute wollen genau diese herstellen. Ihr Ziel sind freilich nicht sogenannte Schimären, also Mischwesen aus Mensch und Tier, sondern embryonale Stammzellen.
Diese sind nicht nur in Großbritannien knapp, weil ihre Nutzung in fast allen Ländern der Welt äußerst restriktiv geregelt ist - vor allem aus ethischen Gründen. Denn zur Gewinnung embryonaler Stammzellen müssen, sofern dies auf klassischem Weg geschieht, zwei Wochen alte menschliche Embryonen zerstört werden.
Die sogenannten zytoplasmischen hybriden Embryos, über deren Erlaubnis nun in Großbritannien entschieden wird, gelten als Alternative zu den umstrittenen "Wegwerf-Embryonen". Sie könnten den Forschern zu jenen embryonalen Stammzellen verhelfen, mit denen man eines Tages Krankheiten wie Parkinson, Alzheimer oder Diabetes heilen könnte.
Eckhard Wolf, Leiter des Instituts für molekulare Tierzucht und Biotechnologie an der Ludwig-Maximilian-Universität München ist jedoch vorsichtig. "Auf diese Weise lassen sich zwar die Mechanismen der Erkrankung in der frühen Entwicklung studieren", sagt der Biotechnologe. "Ich bezweifle aber, dass man mit dieser Methode etwas grundlegend Neues wird herausfinden können."
Quelle: spiegel.de